ARRI hat mit der Einführung der ALEXA 35 eine Kamera auf den Markt gebracht, die mit einem neuen Sensor und einer neuen Color-Science-Technologie ausgestattet ist. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die innovative Kamera und ihre Fähigkeiten.

Neuer Sensor für größeren Dynamikumfang und sattere Farbwiedergabe
Die ARRI ALEXA 35 verfügt über einen neuen Sensor, der einen Dynamikumfang von 17 Blendenstufen bietet – mehr als jede andere digitale Kinokamera. Zumindest laut Hersteller. Darüber hinaus verfügt der Sensor über eine verbesserte Low-Light-Performance und eine sattere Farbwiedergabe. Die neue Color Science, REVEAL genannt, ist speziell auf den neuen Sensor abgestimmt und ermöglicht eine volle Ausschöpfung seiner Bildqualität.

Dank einer Streulichtunterdrückung in der Kamera und den Objektivmounts werden der volle Kontrastumfang und Charakter jedes Objektivs vom Sensor erfasst. Der erweiterte Dynamikumfang und die Streulichtunterdrückung erhöhen zudem die Flexibilität in der Postproduktion und bieten eine qualitativ hochwertige Quelle für HDR-Projekte.

Absolute Kreativkontrolle
Die ARRI ALEXA 35 bietet Filmschaffenden eine bisher unerreichte kreative Kontrolle und Flexibilität bei der Aufnahme von Bildern. Mit dem neuen Feature “ARRI Textures” können Nutzer*innen die Art und Weise, wie die Kamera Bilder aufnimmt, grundlegend verändern und aus voreingestellten Texturen wählen. Dies ermöglicht eine individuelle Anpassung der Körnung im Bild und des Kontrasts bei verschiedenen Detailstufen, ähnlich wie bei der Auswahl von Filmmaterial.

Hohe Empfindlichkeit und verbesserte Bildqualität
Mit einem geringen Rauschen und ISO-Einstellungen von 160 bis 6.400 ASA ist die ARRI ALEXA 35 sehr lichtempfindlich. Der optionale Enhanced Sensitivity Mode kann auf Einstellungen zwischen 2.560 und 6.400 ASA angewendet werden, um ein noch saubereres Bild bei wenig Licht zu erzeugen. Diese hohe Empfindlichkeit erlaubt in Kombination mit dem größeren Dynamikumfang und der Streulichtunterdrückung, auch feine Nuancen von Licht und Schatten in mehr Situationen denn je aufzuzeichnen.

Exakte Farbkontrolle durch REVEAL Color Science
ARRI hat intensiv mit Kameraleuten zusammengearbeitet, um die Bildqualität und den Workflow der ALEXA 35 zu verbessern. REVEAL Color Science ist der Oberbegriff für eine Reihe von neuen Bildverarbeitungsschritten, die von der ALEXA 35 intern genutzt werden und auch in etablierten Postproduktionstools von Drittanbieter*innen für die ARRIRAW-Verarbeitung zur Verfügung stehen. Dazu gehört ein verbesserter Debayering-Algorithmus für ein saubereres Compositing, eine neue Farb-Engine für eine präzisere Farbwiedergabe, ein neuer Farbraum für eine schnellere Farbkorrektur, neues LogC4-Encoding für den größeren Dynamikumfang und neue LogC4-LUTs für eine verbesserte Farbtreue.

REVEAL Color Science ist abwärtskompatibel und kann auch mit ALEXA-LF- und ALEXA-Mini-LF-Kameras aufgenommene ARRIRAW-Bilder verarbeiten. Das erlaubt es, die ALEXA 35 mit den Large-Format-Kameras von ARRI am Set zu kombinieren und auch in der Postproduktion LogC4-LUTs gemeinsam zu nutzen.

Gewohnte Professionalität bei Anwendung und Zubehör
Die ALEXA 35 ist die bisher kleinste komplett ausgestattete Produktionskamera von ARRI. Trotz ihrer geringen Größe vereint sie sämtliche Funktionen und die Verarbeitungsleistung der größeren ALEXA-Schwesterkameras. Die Menüstruktur der Kamera sowie die Unterstützung von 1-TB- und 2-TB-Codex-Compact-Drives und dem MVF-2-Sucher mit HDR ermöglichen eine schnelle und intuitive Bedienung. 

Eine zusätzliche Anzeige auf der linken Assistentenseite, Advanced Color Match, Pre-Recording-Funktionen sowie Verbesserungen bei der Nutzerfreundlichkeit (etwa zusätzliche Tasten) tragen ebenfalls zur einfachen Handhabung bei. Mit insgesamt 19 Aufnahmeformaten und effizientem kamerainternem Down-Sampling sowie anamorphotischem De-Squeezing bietet die ALEXA 35 eine optimale Anpassung an individuelle Anforderungen hinsichtlich Datenrate, Auflösung und anderen Parametern.

Mixed-Reality- und virtuelle Produktionen profitieren besonders von der Fähigkeit der Kamera, Objektivmetadaten in allen gängigen Standards aufzuzeichnen und Echtzeit-Streaming-Metadaten an ARRIs Live-Link-Metadata-Plug-in für die Unreal Engine auszugeben.

ARRI bietet außerdem eine ganze Reihe von neuem Zubehör für die ALEXA 35 an, das die Möglichkeiten der Kamera zusätzlich erweitert. Das integrierte elektronische Zubehör bietet zusätzliche Stromausgänge und erweiterte Audiofunktionen. Ein komplett neues Set an mechanischem Zubehör ermöglicht flexible Optionen für jede erdenkliche Aufnahmesituation und lässt das kleine und leichte Setup schnell in eine vollwertige Produktionskonfiguration umwandeln.

Netflix-Zertifikat inklusive
ARRI hat die ALEXA 35 unter anderem speziell für die Produktion von Netflix-4K-Inhalten entwickelt. Mit dem neuen ALEV-4-CMOS-Sensor und der 4,6K-Auflösung ist die ALEXA 35 die erste ARRI-Kamera mit Super35-Sensor, die von Netflix für 4K-Produktionen zertifiziert wurde. Die Kamera bietet sowohl ARRI-RAW- als auch Apple-ProRes-Aufnahmemodi, wobei Letzteres nur mit 4444- bzw. 4444XQ-Komprimierung verfügbar ist. Abhängig von den Anforderungen des jeweiligen Projekts stehen verschiedene Sensormodi zur Verfügung. Die ARRI ALEXA 35 ist also eine leistungsstarke Kamera, die die Bedürfnisse der anspruchsvollen Netflix-Produktionen umfassend erfüllt und somit eine ideale Wahl für Filmschaffende darstellt.

Update SUP 1.1 sorgt für besseren Workflow
Das Update SUP 1.1 bringt zahlreiche Workflow-Verbesserungen sowie ein neues Aufnahmeformat mit sich. Mit dem neuen Aufnahmeformat “ARRIRAW 3.8K 16:9 – UHD” (3840 x 2160) wird der Sensor mit einem leichten Crop ausgelesen, wodurch eine niedrigere Datenrate erreicht wird, während gleichzeitig die 4K-UHD-Vorgaben erfüllt werden. Die maximale Bildrate beträgt 120 fps für das Compact Drive mit 2 TB und 65 fps für das Compact Drive mit 1 TB. Die Aufnahmezeit bei 24 Bildern pro Sekunde beträgt 1 Minute und 38 Sekunden für das Compact Drive mit 2 TB und 49 Sekunden für das Compact Drive mit 1 TB. Um dieses neue Aufnahmeformat zu verarbeiten, wird das ARRI Reference-Tool ab Version 1.1.0 (oder höher) sowie die ARRIRAW-HDE-Transcoder-Software 1.00 (oder höher) benötigt.

Ein weiteres neues Feature des Updates ist das Wireless Video Optimized LogC4 (WVO LogC4). Es handelt sich um eine Zwischenkodierung für die SDI-Ausgänge der ARRI ALEXA 35, die die Bildqualität bei der drahtlosen Übertragung von LogC4 verbessert. Wenn beispielsweise das LogC4-Signal drahtlos von der Kamera zur Farbkorrektur am Set übertragen wird und Banding-Artefakte im Bild auftreten, kann das WVO LogC4 verwendet werden, um die Übertragungsqualität zu optimieren. Nach dem Empfang des Signals muss eine entsprechende WVO-Dekodier-LUT verwendet werden, um das reguläre LogC4 wiederherzustellen.

Das Update SUP 1.1 bietet auch verbesserte Funktionen und Einstellungen für die Bedienung der Kamera. Ein neues Playbackmenü auf dem seitlichen Display ermöglicht es Benutzer*innen, schnell die zuletzt aufgenommenen Takes zu überprüfen. Vier neue Funktionen für die frei belegbaren User-Buttons wurden ebenfalls eingeführt, darunter VF Check HDR und VF Processing, die die Darstellung auf dem Viewfinder ändern können; sowie FPS Preset, mit dem schnelle Wechsel zwischen spezifischen Framerates ermöglicht werden. Eine weitere neue Funktion ist Audio Solo, womit die Kamera wahlweise nur einen Audiokanal über den Kopfhöreranschluss ausgibt.

Darüber hinaus wurden verschiedene Einstellungsmöglichkeiten erweitert, zum Beispiel der WiFi Host Channel, der nun die Option “Automatisch” bietet, bei der die Kamera automatisch nach dem stärksten WiFi-Kanal sucht. Im Monitoringbereich können die Parameter von der SDI-Vorschau 1 auf die zweite kopiert und automatisch aktualisiert werden. Es gibt auch Default Framelines für alle Sensormodi und Verbesserungen beim Sync-Shift-Interface zur Anpassung des SDI-Ausgangs an ein Referenzsignal in virtuellen Produktionen oder Multicam-Situationen.

Fazit
Mit der ALEXA 35 setzt ARRI neue Maßstäbe bei kreativer Kontrolle und Zubehör. Die Option, aus verschiedenen voreingestellten Texturen zu wählen, ermöglicht eine individuelle Anpassung der Körnung im Bild und des Kontrasts bei verschiedenen Detailstufen – ähnlich wie bei der Auswahl von Filmmaterial. Die intuitive Bedienung der Kamera sowie das umfangreiche Zubehör garantieren zudem eine schnelle Anpassung an individuelle Anforderungen sowie maximale Geschwindigkeit und Vielseitigkeit am Set.

Das Update SUP 1.1 bietet darüber hinaus eine Vielzahl von Verbesserungen und neuen Funktionen, die den Workflow für Filmschaffende optimieren und die Leistung der Kamera erweitern.